Der Jieper nach was Deftigem … oder …
Bolognese gegen Halsschmerzen //
Puhhh, ich habe ein leichtes Plätzchen-Back-Burnout. Warum, das erfahrt ihr am Sonntag, aber ich kann euch sagen, dass ich aufgegeben habe, die Butter- und Zuckerpäckchen, die von mir seit zwei Wochen nach Hause getragen werden, zu zählen. Geht es euch auch so? Wenn ich viel backe, hab ich keine Lust mehr auf was Süßes (was in diesem Fall gut ist – wie gesagt, mehr am Sonntag), sondern auf deftige und scharfe Gerichte – am besten mit Chillis!
Auch außerhalb der Plätzchen-Back-Saison haben wir hier einen recht guten Chili-Verbrauch. Die Rezepte, die ich hier poste, sind aber alle noch genießbar – versprochen! Dass ich hinsichtlich „scharf“ etwas abgestumpft bin, habe ich vor ein paar Jahren bei einem Geschäftsessen gemerkt. Ich saß mit sieben männlichen Arbeitskollegen in Brüssel beim Inder. Das Restaurant war zwar nicht schön, aber es ist für seine Curries bekannt. Also haben wir unsere Bestellungen aufgegeben und waren selig, als sie serviert wurden.
Gegenüber von mir saß ein Kollege aus England. Eben dieser Kollege hat eine große Portion Curry auf seinen Löffel geladen, diesen in seinen Mund gesteckt – und fing sofort an, zu hyperventilieren. Seine feine britische Blässe wandelte sich in rosa, dann rot und er bekam Schnappatmung. Ich hab mir schon fast Sorgen gemacht, bis er ein „this is such a great curry!“ mit gebrochener Stimme über den Tisch hauchte. Mein Curry war auch nicht ohne, aber mit dem hechelnden Kollegen vis-a-vis war ich froh, dass ich nicht das gleiche bestellt hatte (immerhin sind Engländer ja Curry-erprobter als wir vom Festland). Irgendwann fragte er mich, ob er mal von meinem Curry probieren dürfe – klaro. Er schob sich also einen Löffel von meinem Essen in den Mund – und das rot in seinem Gesicht wich einem pupurrot. Oh mein Gott, er fiel fast vom Stuhl. Lange Rede, kurzer Sinn, mein Curry war wohl um Längen schärfer als seins. Sieben Paar Männeraugen schauten auf mich und ich werde den Respekt in ihren Blicken nie mehr vergessen (natürlich hat einer nach dem anderen ebenfalls von meinem Curry probiert – nur um auf Nummer Sicher zu gehen…). Hätte ich ne super Marketing-Präsentation abgelegt – niemals hätte ich solche bewunderten Blicke geerntet. Eine Marketing-Frau, die Bier trinkt UND das schärfte Curry von allen ohne mit der Wimper zu zucken isst – sie waren beeindruckt!
Wo war ich noch mal? Ach genau, bei was Deftigem. Curries kann ich nicht so gut wie der Inder um die Ecke, aber Bolognese Sauce kann ich richtig gut! Drei Stunden die Sauce einköcheln zu lassen, strapaziert zwar etwas meine Geduld, aber es lohnt sich! Der eigentliche Plan war, richtig viel einzukochen und das meiste davon einzufrieren. Denn im Schrank liegt noch die Pici-Rolle (für Toskanische Hartweizennudeln), die ich im Herbst in Montepulciano gekauft hatte. Aber der Plan ging nicht auf – der Mann und ich MUSSTEN uns Spaghetti (haben wir Gott-sei-Dank immer im Haus) kochen und haben die gesamte Sauce (immerhin reden wir hier von 1 Kilo Hackfleisch und zwei Personen) aufgegessen. Ich habe es nicht mal mehr geschafft, sie zu fotografieren!
Ein paar Tage später habe ich mich dann noch mal an das Projekt Sauce gemacht und konnte ein kleines Tupperschüsselchen für meinen Vater retten… Ihr glaubt es nicht, wir haben auch die zweite Fuhre ohne mit der Wimper zu zucken vernichtet (diesmal konnte ich sie für euch noch wenigsten fotografisch festhalten). Ist aber auch fies, dass sie erstmal abkühlen muss und in dem Zuge die Wohnung in einen sommerlich-italienischen Tomaten-Rotwein-Geruch hüllt… Außerdem meinte der Mann, dass er Halsweh bekommt und da nur Bolognese helfen kann. Und ich will ja nicht dass der Mann krank wird…
Gut für euch ist, dass ich zwischen Bolo 1 und Bolo 2 das Rezept noch ein bisschen gefinetuned habe. In den original italienischen Rezepten sind zum Beispiel keine Chilis drin, aber der Mann und ich finden, dass die unbedingt mit da rein gehören (gibt dem ganzen wirklich nur einen Hauch Schärfe). Tja, und so wird die Einweihung der Pici-Rolle auf 2015 verschoben – ich halte euch auf dem Laufenden.
(Rezept gefunden auf www.lamiacucina.wordpress.com und leicht abgewandelt)
Zutaten Bolognese Sauce (4 Portionen)
1 kg Bio Rinder-Hackfleisch
3 Streifen Frühstücks-Bacon
2 mittelgroße Zwiebeln
3 mittelgroße Karotten
2 Knoblauchzehen
2 EL Tomatenmark
2 getrocknete Chili
2 Dosen ganze Tomaten (a 400 g)
400 ml kräftiger Rotwein
½ l Fleischbouillon
2 Lorbeerblätter
je 2 kleine Zweige Thymian, Rosmarin, Oregano
Salz, Pfeffer
Zubereitung Bolognese Sauce
Karotten schälen und in kleine Würfel schneiden. Zwiebeln abziehen und klein würfeln. In einer Kasserole Öl erwärmen und die Karotten andünsten. Zwiebeln dazugeben und hellgelb anrösten. Tomatenkonzentrat kurz mitrösten und Topf beiseite stellen.
Frühstücks-Bacon klein schneiden. In einer Bratpfanne das Hackfleisch in kleinen Portionen (zu in etwa 250 g) in wenig Öl anbraten bis der Saft verdampft ist und das Fleisch ein wenig Farbe annimmt. Dann zu dem Gemüse geben. Bei dem letzten Teil den Frühstücks-Bacon mit braten.
Den letzten Bratenfonds mit dem Wein und der Fleischbouillon ablöschen, den Bodensatz auflösen und zum Gemüse und Fleisch geben. Dosentomaten zugeben und zerdrücken. Chili und Knoblauchzehen klein hacken. Die Kräuter waschen und trocken schütteln. Knoblauch, Chili und die Hälfte der Kräuter zugeben.
Die Sauce mindestens 2 Stunden unbedeckt auf einer geringen Temperatur köcheln lassen. Falls die Konsistenz zu dick wird, mit etwas Wasser verdünnen, jedoch sollte die Bolognese nicht zum Giessen sondern zum Schöpfen sein.
Eine halbe Stunde vor Ende restliche Kräuter zugeben, nach Bedarf salzen und ggf. nachwürzen. Kräuterzweige, entfernen, am besten über Nacht gekühlt gut durch ziehen lassen.
Hallo !
Ich bin über die schönen Fotos hier gelandet…
Ich liiieebe auch Bolognese und bin der Meinung, dass sie um so besser wird, desto länger sie kocht. Chili in Bolognese ist mir neu, aber eine gute Idee. Muss ich mal probieren. Wir tun immer ein Teelöffel zerstoßene Fenchelsamen rein – auch lecker.
Herrliche Geschichte übrigens mit dem Chili 😉
Viele Grüße aus Köln!
Julia
Hi Julia,
Bolognese geht wirklich immer. Was eine super Idee mit den Fenchelsamen – ich liebe ihren Geschmack! Ich sehe schon, ich muss wieder Bolo machen – der Mann wird sich freuen 🙂
Liebe Grüße zurück,
Sandra
Ohhh, gleich zwei Dinge vereint, die ich einfach liebe: Bolognese (unser Leibgericht) und scharfes Essen. Die meisten denken, dass ich alleine aufgrund meiner Wurzeln schon sehr scharf essen kann. Ich könnte also niemanden mehr beeindrucken 😉
Ach mit dir beim Inder essen würde auch mal gerne, wobei ich zugeben muss, dass wir, seit meine Tochter da ist, schon lange nicht mehr sooo scharf essen 🙂
Hab ein feines Wochenende!
Kimi
🙂 so eine Chili geht immer, oder?
Mein allertollstes Vietnamesisches Essen hatte ich übrigens vor vielen Jahren in Hoi An im Cafe de Paris – das werde ich nie vergessen!
Dir auch ein wundervolles Wochenende,
tausend Grüße,
Sandra