Vom Recht-haben und Recht-habern… oder
… was mich Morgens aus der Fassung bringt //
Toskanischer Brotsalat ist nicht gleich Toskanischer Brotsalat.
Dass das Internet einen hervorragenden Nährboden für Menschen liefert, die alles, aber auch alles, besser wissen (bzw. glauben, dass sie alles besser wissen), durfte ich in Zusammenhang mit diesem Rezept mal wieder in Erfahrung bringen. Eigentlich wollte ich nur recherchieren wie denn nun die Mamma in der Toskana ihren Brotsalat zubereitet. Tja, es war wohl ganz schön naiv von mir zu glauben, dass die Meinung der Deutschen beim Kartoffelsalat in alle möglichen Richtungen geht. Nein, auch der Toskanische Brotsalat wird in etlichen Foren auf den einschlägigen Kochseiten hitzig diskutiert.
Backt man den Knofi mit dem Brot? Röstet man die Tomaten vor? Schnibbelt man eine Gurke oder – OMG!!! – sogar eine Paprika mit rein? Mozzarella ja oder nein? Kapern in die Sauce? Und was ist mit Oliven oder – voll crazy – Rucola? Boah, da kommen echt Emotionen hoch, glaubt es mir.
Mein allmorgendlicher Hindernis-Parcour.
Ich habe mir das belustigt durchgelesen und für mich entschieden, dass ein Toskanischer Brotsalat von seiner Improvisation lebt. Also genau Meines, horrayyy! Trotzdem verwundert es mich immer wieder, wie krass manche Menschen darauf bestehen, Recht zu haben (hey, hier geht’s doch nur um einen SALAT!).
Die Schwelle zwischen Recht-haben und Recht-haber ist wirklich sehr dünn – das darf ich jeden Morgen am eigenen Leib erfahren, wenn ich das Kind zur KiTa bringe.
Zwischen unserem Zuhause und der KiTa liegen gerade mal 1,8 Kilometer und davon wiederum nur 900 Meter (ich habe es extra für Euch recherchiert), die es echt in sich haben. Ich sag nur: 30-ger Zone, 2 Zebrastreifen, 6 Rechts-vor-Linksstraßen – und tataaa – die Tatsache, dass ständig links und rechts an der Straße Autos parken und dann nur ein Auto durchkommt. Boah!
Ok, bei der Geschwindigkeitsbegrenzung und den Zebrastreifen gibt es keine Diskussionen – das ist wie es ist (zudem sehen die Senioren, die da morgendlich die Kinder über den Zebrastreifen führen, nicht danach aus, als hätten sie Lust zu diskutieren).
Dass an einer Rechts-vor-Links-Straße eigentlich auch nicht diskutiert werden müsste, ist nicht richtig, denn Rechthaber die aus der Rechts-vor-Links-Straße rauskommen, geben in den letzten Metern noch mal richtig Gas, um Dir zu zeigen, dass Du bremsen musst. Sie schießen also aus der Straße raus, tun so als hätten sie Dich nicht gesehen und fahren mit starrem Blick vor Dir her.
Kommen wir nun aber zum wirklichen Rechthaber-Paradies: die Fahrbahnverengung durch die parkenden Autos an den Seiten.
Warum machen das die Leute?
Rein theoretisch müsste ja der halten und warten, auf dessen Seite das Hindernis ist – rein praktisch tun das aber viele nicht. Ich cruise also die Dorfstraße gen KiTa, auf der anderen Straßenseite parken Autos und mir kommt ein Auto entgegen. Statt zu warten – wie es sich ja eigentlich gehört – beschleunigt das Auto in der 30-ger Zone nun auf 50 km/h, um die Autos auf seiner Seite zu überholen, denn der Fahrer (ja, es sind tatsächlich meistens Männer…) will nicht bremsen/ hat es total eilig/ ist mit dem falschen Fuß aufgestanden/ denkt dass er recht hat/ whatever.
Statt also zu warten, nötigt er mich, die ja auch noch die Rechts-vor-Links-Straßen im Blick haben muss, auf die Bremse zu treten und die Kettenreaktion geht los. Ich bremse, das Spielzeug, das bislang (!) die kleine Maus ruhig gestellt hat, rutscht runter, das Kind fängt an zu brüllen, der Schnulli (der an der Schnulli-Kette hing, die sich das Kind aber zwischenzeitlich abgerissen hat) fällt runter und die Stimmung wandelt sich innerhalb von Sekunden von „ich bin zwar seit 5 Uhr wach aber nicht müde, es regnet nicht, das Kind ist frisch gewickelt, alles ist gut“ in „Hey Du Depp, kannstdunichtwarten????“. So, und jetzt kommts.
Zurück zum Salädsche.
Manchmal kommt es echt vor, dass der „ich-will-als-erstes-fahren“-Rechthaber tatsächlich dann auch noch so dreist ist, sich dafür zu bedanken, dass ich gehalten habe! Geht’s noch??? Ich hoffe, Ihr könnt meine Schnappatmung zwischen den Zeilen lesen.
Und klaro habe ich es auch schon erlebt, dass andere in meiner Situation einfach losgefahren sind und dann Recht-haber- und Recht-haben-Fahrer Motorhaube an Motorhaube Adrenalin ausschüttend ausgesessen haben, wer nun als erstes zurück setzt. Ist aber keine Lösung für mich, denn Adrenalin in der Früh geht nicht – da komme ich dann den ganzen Tag nicht von runter….
Ach, tut das gut, sich mal hier auszukotzen! Ich bin gerade kurz davor, mich in Rage zu tippen (bzw. hacke ich bereits gefährlich laut auf die Tastatur ein), aber ich wollte doch eigentlich über etwas anderes schreiben. Was war das noch mal… ? Ach sooooo…. über den Brotsalat!
Nachdem ich also beschlossen hatte, dass es sich hierbei um einen Impro-Salat handelt, habe ich voll crazy Stachelbeeren und Gorgonzola mit verarbeitet. Bitte verratet mich nicht bei den Panzanella (so heißt der Salat auf Italienisch) Verfechtern, aber die süß-säuerliche Note der Stachelbeeren und der salzige Gorgonzola harmonieren wirklich fantastisch mit dem angebratenen Brot und den Tomaten. Hier das Rezept:
Potionen
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- Das Ciabatta in ca 2 x 2 cm große Würfel schneiden. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Brotwürfel darin rösten bis sie goldbraun sind.
- Die Zwiebel häuten und in sehr feine Streifen schneiden. In eine Schüssel geben, mit einem Tl Salz verrühren und 10 Minuten stehen lassen. Die Pinienkerne in einer beschichteten Pfanne ohne Öl anrösten. Die Tomaten waschen und ggfs halbieren. Den Salat waschen und trocken schleudern. Den Basilikum waschen, trocken schütteln und grob schneiden. Den Gorgonzola krümelig schneiden.
- Stachelbeeren waschen. Wasser und Zucker in einem Topf zum Kochen bringen und die Stachelbeeren darin ca 1 Minute köcheln lassen.
- Knoblauch häuten und durch eine Knoblauchpresse pressen. Mit dem Balsamico, Olivenöl und Zucker zu einer Salatsoße verrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- Ca 10 Minuten vor dem Servieren alle Zutaten gut mit der Sauce vermischen und mit einem Teller auf der Schüssel ziehen lassen.
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